Allein über den großen Ozean

Lina Rixgens ist ehemalige Kreuzgässlerin und über- segelte 2017 den Atlantik.

Lina Rixgens ist ehemalige Kreuzgässlerin und übersegelte 2017 den Atlantik, Wir haben mit ihr ein Interview geführt und ihr Fragen zu dieser Erfahrung und ihrer Zeit an der Kreuzgasse gestellt.

Wann genau waren Sie an der Kreuzgasse und wann haben SieAbitur gemacht?

Ich war von 2004-2012 an der Kreuzgasse und habe 2012 Abi und AbiBac gemacht.

Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an die Kreuzgasse?

Grundsätzlich der französisch-bilinguale Zweig, der einem einfach tolle Möglichkeiten z.B. zu Schüleraustauschen eröffnet. Insgesamt hat die Kreuzgasse einfach ein tolles internationales Flair!

Wann haben Sie angefangen zu segeln?

Im Alter von sieben Jahren. Während meiner Schulzeit war ich fast jedes Wochenende und in beinahe allen Ferien unterwegs. Und in der zehnten Klasse habe ich sozusagen mein Auslandsjahr auf einem Traditionssegelschiff gemacht und bin dort mit Schulunterricht an Bord sechs Monate von Deutschland nach Lateinamerika und zurück gesegelt.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Atlantik zu umsegeln?

Die Idee dazu, lange Strecken im Wettkampfmodus zu fahren, kam nach der Tour mit dem Traditionsschiff. Regatten, also Wettkämpfe, bin ich schon gefahren seitdem ich sieben Jahre alt war, aber nun hatte ich auch richtig Lust, lange Zeit am Stück zu segeln. So viele Tage und Wochen am Stück auf dem Wasser zu sein, fand ich großartig. Diesmal aber im Regattamodus.

Wie lange dauerten die Vorbereitungen?

Ich habe mich zwei Jahre lang mit meinem Boot auf die Transatlantik-Regatta vorbereitet. Dafür habe ich mein Studium für ein Jahr pausiert und bin nach Frankreich gezogen. Dort habe ich mit einer Trainingsgruppe trainiert und bin einige Qualifikationsregatten gesegelt. Ich musste zur Qualifikation auch einen zehntägigen Törn alleine von Frankreich nach Irland und zurück machen, der hatte es ganz schön in sich. Für die eigentliche Atlantiküberquerung habe ich mein Boot nochmal gründlich überholt und durchgecheckt, habe mich auf die Wetterverhältnisse auf der Strecke vorbereitet und mich insgesamt fit gehalten.

Was isst man auf so einer Reise?

Gegessen habe ich gefriergetrocknete Tütennahrung, die man nur noch mit heißem Wasser aufgießen muss. Das spart Gewicht und ist auch bei schwierigen Wetterverhältnissen gut zuzubereiten.

Wie lange dauerte die Reise und wie alt waren Sie?

Die Regatta über den Atlantik heißt “Mini Transat”. Dabei segeln 90 Boote gegeneinander, jeder ist alleine auf seinem Boot. Sie findet in zwei Etappen statt. Die erste Etappe ging von La Rochelle an der französischen Atlantikküste nach Gran Canaria auf den Kanaren. Für diese Etappe habe ich elf Tage gebraucht. Nach drei Wochen Pause auf den Kanaren ging es dann auf die zweite Etappe nach Martinique in der Karibik. Da war ich 18 Tage unterwegs, die längste Zeit, die ich bisher alleine auf meinem Boot war. Ich war 23 Jahre alt, 2017 war das.

Wie gut muss man segeln können, um so etwas zu unternehmen?

So etwas macht man nicht von heut auf morgen. Ich segle seit ich sieben bin, bin zwölf Jahre lang Jollen-Regatten gefahren und dann nach und nach in die Hochseesegelszene reingekommen. Erst bin ich mit anderen zusammen gesegelt und hatte dann den Traum, alleine an der “Mini Transat” teilzunehmen. Und dafür habe ich dann alles gegeben, viel trainiert, vorbereitet und ausprobiert. Man sollte auf jeden Fall sicher navigieren können und sein Boot in- und auswendig kennen. Aber vor allem muss man viel Zeit zum Üben auf dem Wasser investieren.

Gab es gefährliche oder heikle Situationen?

Schwierige Situationen gab es auf jeden Fall, das gehört dazu. Aber man reagiert meistens in der Situation einfach, macht das, was nötig ist und denkt nicht viel darüber nach. Ich hatte zum Beispiel auf der ersten Etappe an der Nordwest-Ecke von Spanien bei viel Wind und Welle Probleme mit meinem Autopiloten. Der steuert das Boot, wenn ich schlafe oder esse. Und nun musste ich selber für zwei Tage und Nächte steuern und konnte nicht mehr schlafen. Als ich von dem Schlafmangel Halluzinationen bekommen habe, wurde es schon etwas grenzwertig.

Wie groß war das Boot? 

Das Boot war nur 6,50m langund 3m breit. Es ist komplett darauf ausgelegt, schnell zu segeln. Luxus wie eine Toilette, Küche oder eine Koje sucht man vergebens

Was ist Ihnen von Weltumsegelung besonders der in Erinnerung geblieben?

Vor allem das Gefühl, eins zu sein mit seinem Boot. Wenn man Stunde um Stunde die Wellen runtersurft, möglicherweise noch Delfine oder fliegende Fische dazu kommen, ist das einfach ein großartiges Gefühl. Und natürlich die Ankunft im Ziel in der Karibik! Das ist unbeschreiblich, wenn man ein Ziel erreicht, auf das man mehrere Jahre lang hingearbeitet hat und wenn man nach 18 Tagen allein auf dem Meer wieder Menschen sieht, eine Nacht durchschlafen darf oder frisches Obst essen kann.

Was machen Sie jetzt?

Ich lebe in Hamburg und arbeite als Ärztin in der Anästhesie an einer großen Hamburger Klinik. Hochseeregatten segle ich aber immer noch in jeder freien Minute, inzwischen aber zu zweit und auf einem neun Meter langen Boot.

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