Der Film “No Other land” – Freundschaft gegen das System

Der Dokumentarfilm “No Other land” konfrontiert uns mit der brutalen Realität: ganze Familien werden entwurzelt aus ihren Dörfern, Männer, Frauen und Kinder, entrechtet und gebrochen.

Der Dokumentarfilm “No Other land” konfrontiert uns mit der brutalen Realität: ganze Familien werden entwurzelt aus ihren Dörfern, Männer, Frauen und Kinder, entrechtet und gebrochen. 

„No Other Land“ erzählt nicht nur von einer grausamen Zwangsumsiedlung, sondern auch von dem verzweifelten Widerstand zweier mutiger Menschen, einem palästinensischen und israelischen Aktivisten und Journalisten. Gemeinsam kämpfen sie gegen ein System aus Gewalt und Unterdrückung. 

Stell dir vor, du sitzt zu Hause, unschuldig, ahnungslos. Du hast bereits Pläne für den morgigen Tag, vielleicht etwas Schönes vor, und machst dir gerade etwas ganz Normales zu essen. Alles fühlt sich friedlich an. Du schaust aus dem Fenster und genießt wie jeden Abend den wunderschönen Sonnenuntergang. Doch diesmal ist etwas anders. Am Horizont erkennst du plötzlich eine Bewegung. Etwas kommt näher, immer schneller, immer größer: Bagger. Gefolgt von Panzern. Und dann siehst du sie: bewaffnete Soldaten. Immer mehr. Überall.  

Dein Herz beginnt zu rasen. Du weißt nicht, was du tun sollst. Du hast Angst. Denn du begreifst: Jetzt ist alles vorbei. Dein Leben, so wie du es kanntest, existiert nicht mehr.

Sie stehen jetzt direkt vor deinem Haus. Ohne ein Wort drücken sie dir ein Stück Papier in die Hand, ein Räumungsbescheid .

Um dich herum siehst du nur Gewehre und kalte Blicke. Deine Nachbarn werden zu Boden getreten. Du siehst, wie sie schreien, wie sie bluten. Sie liegen da, hilflos, würdelos. Siebenjährige Kinder weinen. Alte, kranke Menschen werden einfach auf die Straße getrieben.   

Und dann hörst du dieses Brummen. Du drehst dich um, es ist der Bagger. Der Motor läuft bereits. Er fährt los. Direkt auf dein Haus zu. Das Haus, in dem du aufgewachsen bist. In dem du deine ersten Schritte gemacht hast, deine ersten Worte gesagt hast. 

Das Haus, in dem du mit deinen Geschwistern gespielt und gelacht hast, bringt der Bagger zum Einsturz. 

Wie alles, was einmal dein Leben war, unter den Trümmern verschwindet. Möbel, Erinnerungen, Gebete, Fotos, alles zermalmt. Und dann? Nichts. Nach wenigen Minuten ist es, als wäre nichts geschehen. Sie gehen so, wie sie gekommen sind. 

Als wärt ihr keine Menschen.  Als wärt ihr nichts wert.  

Der Film zeigt auf eine erschütternde und zugleich eindrucksvolle Weise die Realität der Palästinenser. Er dokumentiert, wie israelische Soldaten Wasserbrunnen zubetonieren und Stromleitungen oder Zufuhren brutal durchtrennen, als wäre es nichts. 

Die Freundschaft zwischen dem palästinensischen Aktivisten Basel Adra und dem israelischen Journalisten Yuval Abraham zeigt die grenzüberschreitende Solidarität, dass es trotz der israelischen Trennung zwischen Israelis und Palästinensern möglich ist, gemeinsam gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu kämpfen.

Im preisgekrönten Dokumentarfilm wird erklärt, wie die israelische Regierung die Gesellschaft basierend auf die Ethnie kategorisiert. Autos, die Palästinenser fahren, sind grün gekennzeichnet, damit sie nicht das Gebiet verlassen. Innerhalb der Westbank gibt es unzählige israelische Checkpoints, an denen sie kontrolliert und oft willkürlich und grundlos aufgehalten werden. 

Palästinenser dürfen sich nicht in israelischen Siedlungen aufhalten, auch wenn diese auf ursprünglich palästinensischem Boden gebaut wurden. Sie besitzen einen grünen Ausweis, der ihnen keine Bewegungsfreiheit außerhalb der Westbank gibt. Wer einen grünen Ausweis hat, darf Jerusalem oder Israel nicht betreten. 

„No Other Land“ hat auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie es wirklich ist, unter israelischer Besatzung zu leben und was es bedeutet, nicht durch Menschenrechte geschützt zu sein.

Es ist kaum vorstellbar, was es heißt, als Palästinenser unter israelischer Regierung in der Westbank zu leben.

“Würde es einen demokratischen Staat geben, könntest du mich auch besuchen und nicht nur ich dich“  –  Israeli, Yuval Abraham

Die bittere Wahrheit, dass jederzeit jemand kommen und dein Zuhause zerstören, deine Familie auseinanderreißen kann, ganz ohne Grund. Und niemand wird dafür zur Rechenschaft gezogen.

Das ist kein Film. Das ist ihr Leben. Die pure Realität. 

Die beeindruckende Freundschaft zwischen den Filmemachern Basel und Yuval bricht allerdings das weit verbreitete Bild, dass Israelis und Palästinenser sich zwangsläufig feindlich gegenüberstehen. Es zeigt, dass Menschlichkeit, Empathie und Widerstand stärker sein können als politische Grenzen. 

Yuval als Israeli zeigt seinen inneren Konflikt: Er ist Teil des Systems, das Basel unterdrückt, aber entscheidet sich bewusst dagegen

„No Other Land“ hat mit absolutem Recht und hohem Ansehen einen Oscar gewonnen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich eigentlich kein großer Fan von Dokumentarfilmen bin.  Aber „No Other Land“ hat mich tief berührt. Er vermittelt seine Botschaft auf eine so packende und gleichzeitig zutiefst bewegende Weise, so eindringlich, dass man nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen kann.  

Drei Wochen nach seinem Oscar-Gewinn wurde der palästinensische Filmemacher Basel Adra im besetzten Westjordanland offenbar von israelischen Siedlern angegriffen und von israelischen Soldaten festgenommen. Die Angreifer sollen mit Schlagstöcken, Messern und Sturmgewehr bewaffnet gewesen sein. Am 24. März 2025 wurde auch der Co-Regisseur Hamdan Ballal von maskierten Siedlern angegriffen. 

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