Ahmed und Tom von Cross News Cologne haben die Gelegenheit genutzt, im Rahmen der Kommunalwahl verschiedene Kandidatinnen und Kandidaten zu treffen und ihnen Fragen zu stellen. Dabei wollten wir erfahren, welche politischen Schwerpunkte sie setzen möchten, wie sie die Zukunft Kölns sehen und welche Themen ihnen besonders am Herzen liegen.
In diesem Interview haben wir mit Ulrike Gruner, Kandidatin der CDU, gesprochen.
CNC: Die erste Frage wäre: Welche politischen Schwerpunkte wollen Sie jetzt im Stadtrat umsetzen?
Ulrike Gruner: Also mein Fachgebiet ist die Kultur, speziell die Musik. Da bin ich auch tätig in Vereinen, und das ist mein Anliegen. Ich würde mich auf jeden Fall für den Kulturstaat einsetzen wollen.
CNC: Und wie wollen Sie das genau umsetzen in Bezug auf die Zusammenarbeit mit anderen Parteien im Stadtrat?
Ulrike Gruner: Ich denke, dass alle Parteien gute Ideen haben, wie man Kultur fördern kann, welche Kultur man fördern kann. Und ich würde auf jeden Fall auf die Ratsmitglieder der anderen Parteien zugehen. Ohne das geht es aus meiner Sicht sowieso nicht. Also eine Zusammenarbeit mit Musik.
CNC: Köln ist ja eine sehr wachsende Stadt, die aber auch viele Baustellen hat, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung, Wohnungen, Verkehr. Wo sehen Sie die größte Dringlichkeit?
Ulrike Gruner: Das ist schwer zu sagen. Also ich finde den Verkehr sehr, sehr dringend. Zumal es da auch Baustellen gibt, die nicht unbedingt zielführend sind, und Experimente, die auch nicht zielführend sind. Aber natürlich ist das Wohnen genauso wichtig. Gerade auch im Hinblick auf die große Obdachlosigkeit, aber auch für Bürger, die Wohnungen bezahlen können. Das ist ein großes Problem, da ist es schwierig, Prioritäten zu setzen.
CNC: Auf gesellschaftlicher Ebene: Was würden Sie konkret für Jugendliche, Studenten und Familien verbessern wollen?
Ulrike Gruner: Für Studenten ist das Wohnproblem eine ganz große Frage. Das ist aber immer schon so gewesen, also nicht ganz neu. Aber es explodiert natürlich zunehmend, gerade jetzt zurzeit, wo die Unis wieder anfangen. Viele Studierende finden kaum einen Wohnungsplatz, sind in irgendwelchen Einrichtungen untergebracht. Das ist ein echtes Problem.
Für Jugendliche allgemein, aus kulturellem Aspekt, denke ich, gibt es schon viele schöne Angebote in Köln, gerade in Ehrenfeld. Das sollte unbedingt erhalten und zugänglich bleiben. Natürlich gibt es auch Weiterbildungsmöglichkeiten wie Musikschule. Das würde ich allgemein fördern.
CNC: Welche Maßnahmen würden Sie gegen soziale Ungleichheiten planen, in Ehrenfeld, aber auch in anderen Stadtteilen?
Ulrike Gruner: Ich denke, das Thema Sozialwohnungen ist sehr wichtig. Auch die Obdachlosigkeit hatten wir eben schon. Es gibt durchaus soziale Programme. Ich würde zuerst schauen, was es an guten Initiativen schon gibt, und dann in kleinen Schritten Verbesserungen herzustellen, wo es nötig ist.
CNC: Wie würden Sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, gerade weil Köln so vielseitig ist?
Ulrike Gruner: Ich persönlich versuche, Zusammenhalt zu fördern, indem ich offen bin für Kontakte, indem ich nicht andere schlechtmache, sondern nachfrage, wenn jemand Schwierigkeiten hat. Gerade im Wahlkampf merkt man, wie verschlossen manche Menschen für Argumente sind. Da ist Offenheit und Zuhören wichtig.
CNC: Wenn wir uns die Schulen ansehen, viele benötigen Sanierungen oder müssen in der Digitalisierung aufholen. Gibt es da Pläne oder Programme?
Ulrike Gruner: Was Schule und Schulbau angeht, wird im Moment sehr viel gemacht, alle sechs Wochen wird eine neue Schule eröffnet. Das ist natürlich gut. Aber ältere Schulen, die saniert werden müssen, sollten schneller in den Fokus kommen. Digitalisierung finde ich enorm wichtig, aber auch der Zustand von Räumen und Toiletten. Wobei ich manchmal denke, dass die Ansprüche sehr hoch angesetzt sind. Wenn ich auf meine eigene Schulzeit zurückblicke – das waren alte Gebäude, und man musste mit dem auskommen, was da war. Natürlich darf man träumen, aber man muss die Realität sehen.
CNC: Was hat Sie persönlich motiviert, für den Stadtrat zu kandidieren?
Ulrike Gruner: Mein kulturelles Engagement. Ich bin im Künstlerinnenverein GEDOK, der nächstes Jahr 100 Jahre alt wird. Dort bin ich in Köln für die Musik zuständig. Außerdem engagiere ich mich bei den Museumsfreunden. So habe ich ein großes Interesse an Kulturpolitik.
CNC: Welche Werte sind Ihnen am wichtigsten?
Ulrike Gruner: Die Menschenwürde ist für mich selbstverständlich, das ist prioritär. Solange es möglich ist, sollte man im Guten miteinander auskommen, im Kleinen wie international. Aber man darf nicht aus den Augen verlieren, dass es auch Feindseligkeit gibt. Dann darf man nicht mehr nur freundlich sein.
CNC: Was unterscheidet Sie von anderen Kandidaten?
Ulrike Gruner: Vielleicht, dass ich stark zur Kultur tendiere und nicht so „politisch“ unterwegs bin wie andere. Ich will nicht um jeden Preis siegen, sondern mich einsetzen, auch in kleineren Bereichen.
CNC: Welche Verantwortung trägt Köln in der Klimakrise?
Ulrike Gruner: Die gleiche wie jede Stadt und jedes Land. Köln sollte Grün und Entsiegelung fördern, aber mit Maß. Man darf nicht einseitig entsiegeln, sonst gehen Geschäfte und Verkehrswege kaputt. Das muss im Gleichgewicht bleiben.
CNC: Wie kann Köln internationaler werden?
Ulrike Gruner: Köln ist schon sehr international. Die Musikhochschule hat Austauschprogramme, Festivals wie „Achtbrücken“ waren international – leider wurde es aus Geldmangel gestrichen. Solche Dinge dürfen nicht wegbrechen.
CNC: Köln ist Heimat vieler Migranten. Welche Rolle spielt die Stadt in Integration und Vielfalt?
Ulrike Gruner: Eine große. Ehrenfeld ist das beste Beispiel: seit Jahrzehnten leben Kulturen zusammen. Allein die Moschee zeigt, dass wir offen für Vielfalt sind.
CNC: Wenn Sie sofort ein Kulturprojekt starten könnten – welches wäre das?
Ulrike Gruner: Kultur ist in Köln sehr differenziert. Es gibt die etablierten Häuser und die freie Szene. Die freie Szene braucht dringend Unterstützung. Freischaffende Künstler leben von Honoraren, die meist zu niedrig sind. Zwar gibt es Beschlüsse zu Honoraruntergrenzen, aber das führt dazu, dass sich viele Häuser Projekte nicht mehr leisten können. Das ist sehr komplex und da muss dringend weitergearbeitet werden.
CNC: Wo sehen Sie Köln in fünf Jahren, wenn sie gewählt werden?
Ulrike Gruner: Ich wünsche mir, dass die vielen Baustellen weg sind, dass es eine kluge Verkehrsführung gibt und weniger Experimente mit Einbahnstraßen. Auch die ewigen Baustellen sollten endlich beendet werden. Und ich fände es gut, wenn das Problem der Drogenabhängigkeit besser kanalisiert würde. Das ist ein schwieriges Thema, aber wichtig.
CNC: Was wäre für Sie ein Erfolgsmoment, wenn Sie gewinnen?
Ulrike Gruner: Wenn ich durch die Stadt gehe und sie wieder genießen kann. Wenn der Leerstand in den Geschäften zurückgeht und wieder mehr kleine Läden entstehen, wie es sie vor 10–15 Jahren gab.
CNC: Was wünschen Sie sich von den Bürgern Kölns?
Ulrike Gruner: Dass sie nicht sofort andere schlechtmachen, sondern genauer hinschauen und mehr an einem Strang ziehen. Jede Gruppe hat ihre Interessen – man sieht das gerade beim FC oder an den Gleueler Wiesen. Aber festgefahrene Meinungen bringen nichts.
CNC: Welche Rolle können junge Menschen dabei spielen?
Ulrike Gruner: Ein gutes Beispiel geben. Eigentlich sollten die Älteren das tun, aber junge Menschen sind enorm wichtig – wenn nicht die Wichtigsten.


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